„Let’s get physical“ * oder Was ist eigentlich Embodiment?

Vielleicht hat der ein oder andere diesen Begriff schon einmal irgendwo gehört oder gelesen. Was aber bedeutet Embodiment eigentlich genau? Und wofür – oder wogegen – ist das gut?

Fangen wir einfach mal ganz sachlich an:
Übersetzt bedeutet Embodiment so viel wie Verkörperung. Sinngemäß kann man darunter auch Begriffe wie „körperorientiert“ oder „den Körper mit einbeziehend“ verstehen.

Aha.

Und was genau hat das jetzt mit Lampenfieber, Auftrittscoaching und Mentaltraining zu tun, werden Sie sich nun vielleicht fragen… Schließlich sind Sie hier auf einer Website, die sich genau mit diesen Themen beschäftigt.
Wenn ich doch meine mentalen Fähigkeiten stärken und mein Lampenfieber loswerden will, was für eine Rolle spielt der Körper dabei?

Ich bin der Meinung, eine riesige! Und nur so nebenbei: Die Wissenschaft auch!

Denn was passiert, wenn wir Lampenfieber haben?
Klar, wir machen uns Sorgen und stehen unter Stress. Vielleicht haben wir sogar richtiggehend Angst, dass beim Auftritt etwas schiefgehen könnte. Es sind Befürchtungen im Spiel, zu versagen, nicht gut genug zu sein, sich zu blamieren. Was werden die anderen, die Kollegen oder die Menschen im Publikum über mich denken? Werden sie enttäuscht von mir sein, wenn ich nicht das bringe, was sie von mir erwarten? Werden sie nochmal eine Vorstellung besuchen, in der ich auf der Bühne stehe oder einen Vortrag, den ich halte?

Natürlich sind viele, meist negative Gedanken und Emotionen im Spiel, wenn wir unter Lampenfieber leiden. Aber jeder, der schonmal richtig gestresst war (und wer war das bitte noch nie?) oder Angst hatte, weiß, dass der Körper davon niemals unbeeinflusst bleibt. Stress und Angst, also auch Lampenfieber, zeigen sich immer auch im Körper.

In welcher Form das passiert, kann völlig unterschiedlich sein. Bei dem einen sind es die Schweißausbrüche und furchtbares Herzklopfen. Dem anderen zittern die Hände – ziemlich ungünstig für Streicher. Und dem nächsten trocknet der Hals so aus, dass er denkt, er hätte die Sahara in der Kehle – jeder Sänger oder Redner weiß, wovon ich spreche, oder?

Halten wir also fest: Beim Lampenfieber sind immer Emotionen, Gedanken und Körper beteiligt und stehen in unmittelbarer Wechselwirkung miteinander. Sie beeinflussen sich also gegenseitig.

Körper und Seele – wer hätte es gedacht – kann man nämlich gar nicht trennen. Die gibt’s nur im Paket!

Nun ist es eine Möglichkeit, unsere Gedanken zu verändern – dadurch dann auch die körperlichen Reaktionen – und negative Gedanken durch beruhigende oder positive Affirmationen à la „Ich kann das“ oder „Ich schaffe das schon. Es hat beim Üben ja auch immer geklappt“ oder „Es reißt mir keiner den Kopf ab, wenn ich den hohen Ton versemmel“ zu ersetzen.
Und ja: Die Macht der Gedanken sollte man niemals unterschätzen!!!

Das ist aber nur ein Ansatz von vielen. Und jetzt – endlich – kommt das Embodiment ins Spiel. Denn unser Körper – dieses Wunderwerk – kann uns eine unschätzbare Hilfe sein. Wir können uns nicht nur mental, also mit positiven Affirmationen stimulieren, sondern uns ebenso durch körperliche Interventionen in einen guten Zustand versetzen. Vielleicht hat der ein oder andere schonmal etwas von Dr. Michael Bohne gehört oder gelesen. Oder die Begriffe „PEP®“ (Prozess- und Embodimentfokussierte Psychologie) oder „Klopfen“ irgendwo aufgeschnappt.
Die Klopftechnik ist eine Methode, die den Körper mit einbezieht. Denn wenn wir uns haptisch, also mit dem Klopfen berühren, werden neuronale Bahnen im Gehirn unterbrochen, die physiologisch mitverantwortlich für das Lampenfieber sind.

Und beides miteinander verknüpft, also positive Affirmationen in Verbindung mit dem „Beklopfen“ verschiedener Punkte am Körper, bewirkt eine Veränderung, die mit einem Ansatz alleine ungleich länger dauern würde.

Wenn Lampenfieber so viele verschiedene Komponenten hat, dann sollten wir doch alle mit einbeziehen, um es auf ein erträgliches Maß herunterzuschrauben. Logisch, nicht wahr?

Und noch eine tolle Sache beim Klopfen: Wir können es jederzeit und genau dann machen, wenn wir es brauchen.
Zwei Wochen vor dem Auftritt, weil wir merken, dass beim Gedanken daran unser Herz schon etwas schneller zu klopfen beginnt. Am Morgen des Auftritts oder auch fünf Minuten vorher.
Wir können uns also auf eine einfache, aber sehr wirkungsvolle Weise selber beruhigen. Wir fühlen uns dem Lampenfieber nicht mehr hilflos ausgeliefert, sondern können handeln und selbst aktiv werden.

Und wer jetzt denkt „Wie bitte?! Ich soll irgendwas an mir klopfen? Und das soll was bringen?“, dem kann ich nur sagen: Probieren Sie es aus! Seien Sie gerne kritisch, aber neugierig!

Die Wissenschaft ist es – nebenbei bemerkt – auch und forscht in diesem Bereich wie wild, was schon einige erstaunliche Entdeckungen zutage gefördert hat.

In meinen Auftrittscoachings ist das „Klopfen“ jedenfalls essentieller Bestandteil.
Und psst, bei meinen eigenen Auftritten übrigens auch!

P.S.: Wer gerne einen (externen) Erfahrungsbericht lesen möchte, der kann ja mal auf den Blog meiner Coaching-Kollegin Anja Fritschi schauen. Während meiner Ausbildung zum Embodiment-Coach, hat sie sich nämlich netterweise als Klientin für ein Klopf-Coaching zur Verfügung gestellt und gleich darüber auf ihrer Homepage berichtet. www.anja-fritschi.com

* („Let’s get physical“ von Olivia Newton-John)

Schreibe einen Kommentar